13.11.2012 Stadtkirche Divi Blasii Mühlhausen

 

Das 318. Konzert im Rahmen der Aktion “366+1, Kirche klingt 2012″ der EKD findet in der Stadtkirche Divi Blasii Mühlhausen (Thüringen) statt. Die im 13. Jahrhundert als romanische Basilika begonnene Kirche aus Travertin wurde um 1350 als dreischiffige gotische Hallenkirche vollendet. Bauherr war der Deutsche Orden

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) war an dieser Kirche 1707 – 1708 als Organist tätig. Hier entstand eine seiner schönsten und ergreifendsten Kantaten “Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir” (BWV 131). Die Bronzeplastik von Karl Friedrich Messerschmidt wurde 2009 aufgestellt

Zur Marktzeit erklingen in der Kirche Choralbearbeitungen zum Leit-Lied der Woche: “Wachet auf, ruft uns die Stimme” (Philipp Nicolai, 1599)

Kreiskantor Andreas Fauß (l, Sondershausen) und Klaus-Martin Bresgott (m, Initiator der Aktion “366+1, Kirche klingt 2012″ vom Kulturbüro der EKD) übergeben die Chronik an Kreiskantor Oliver Stechbart im thüringischen Mühlhausen

Die Disposition für die Orgel war von Johann Sebastian Bach während seines Kantorats in Mühlhausen entworfen worden. 1957 wurde die Orgel von der Firma Schuke aus Potsdam neu gebaut. Auf Anraten Albert Schweitzers (1875 – 1965) wurde dabei die Bachsche Disposition übernommen. So sind seine Werke hier im originalen Klang zu hören

Zu Beginn spielt Kreiskantor Oliver Stechbart das Choralvorspiel zum Leit-Lied der Woche von seinem Amtsvorgänger Johann Sebastian Bach

Pfarrer Teja Begrich führt in den Text des Liedes ein

Das schmiedeeiserne Chorgitter, das den Chorraum vom Langhaus trennt, stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts

Die 14-blättrige Rosette im nördlichen Querhaus hat ihr Vorbild im Westgiebel von Notre-Dame in Paris

Kreiskantor Oliver Stechbart mit der Choralbearbeitung zum Leit-Lied von Gottfried August Homilius (1714 – 1785)

Die Luther-Statue an der östlichen Stirnwand des südlichen Seitenschiffes wurde um 1900 von dem Mühlhäuser Bildhauer Friedrich Pfannschmidt erschaffen

Die Konzertgemeinde singt das Leit-Lied “Wachet auf, ruft uns die Stimme” (EG 147)

Pfarrer Teja Begrich liest das Gleichnis der klugen und der törichten Jungfrauen aus dem Matthäus-Evangelium, auf dem der Text des Leit-Liedes beruht

Der Vorgänger Johann Sebastian Bachs als Organist und Kantor an Divi Blasii war Johann Georg Ahle (1651 – 1706) – der Komponist des Chorals “Die güldene Sonne bringt Leben und Wonne” (Philipp von Zeesen, 1619 – 1689)

In der winterlich-kalten Kirche erklingen Fantasien über das Leit-Lied von Johann Christian Kittel (1732 – 1809) und Karl Piutti (1846 – 1902)

Pfarrer Teja Begrich entläßt die Konzertgemeinde mit dem Segen in den sonnigen Tag

Zum Abschluß erklingt die Choralfantasie “Wachet auf, ruft uns die Stimme” von Sigfrid Karg-Ehlert (1877 – 1933)

Mühlhausen lag im Zentrum von Reformation – und Bauernkriegen. Auf dem Marktplatz kündet eine Zeitleiste von der wechselhaften Geschichte der Stadt. Der hier ansässige Prediger Thomas Müntzer (1489 – 1525), einer der führenden Köpfe der radikalreformatorischen Bewegung, verfasste hier seine “Mühlhäuser elf Artikel” und fordert: „Die Macht soll gegeben werden dem gemeinen Volk“

Die Fotos aus der Kirche und vom Marktplatz sind von Andreas Schoelzel